Lage. Sehen konnten die Besucher nicht viel, aber hören: sie waren in die neuapostolische Kirchengemeinde nach Lage, Bandelstraße 14, eingeladen worden, um einem Hörspiel beizuwohnen.
Die Verhaftung und das Verhör Jesu vor dem obersten Gericht im damaligen Jerusalem wurden stimmlich nachgestellt. Die Dialoge waren ergreifend und auch für moderne Ohren lebensnah. So wird biblisches Geschehen nachvollziehbar.
Alina Riemer aus Schötmar hatte diese Hörspiel-Idee. Sie kam gut an, das Kirchenschiff war voll besetzt. Ich wollte, dass die Leute sich noch mehr an die Geschehnisse der damaligen zurück erinnern können. Dazu habe ich die Abläufe so realistisch wie möglich dargestellt. Das Interessante an dieser Form der Darstellung sei es, dass keine Personen oder Handlungen zu sehen sind, sagt die junge Autorin, die rund zehn Stunden an diesem Stück geschrieben hat. So werde jeder Zuhörer seine eigenen Bilder im Kopf entstehen lassen. Dieser Aspekt war mir sehr wichtig, da ich finde, dass so die Ernsthaftigkeit des dargestellten Themas gewährleistet ist, beschreibt Alina Riemer ihre Arbeit.
Per Lautsprecher in das Kirchenschiff
Die Mitwirkenden, zwölf Stimmen, Statisten und Techniker, sind allesamt Laien und jugendliche Christen aus den Kirchenbezirken Bielefeld, Detmold und Herford. Sie sitzen etwas abseits der Gemeinde in einem Nebenraum und sprechen ihre Stimmen in ein Mikrofon. Der Ton wird auf die Lautsprecher im Kirchenschiff übertragen. Vorn an der Kirchenwand entstehen Bilder. Es sind Zeichnungen von Rolf Riemer. Sie drücken die nachgesprochenen Szenen in einer Bildercollage aus: den Verrat durch Judas, die Verhaftung durch die Soldaten, das Verhör durch den Hohen Rat, den Schuldspruch durch Pontius Pilatus. In den Lautsprechern hört man einzelne, nachdenkliche Stimmen zum Beispiel als Judas sein Blutgeld fordert. Oder plötzlich auch alle Stimmen durcheinander, die sie sich schließlich zum Kreuzigt ihn! zusammentun.
Ein Zeitzeuge berichtet
Nur zwei Stimmen sehen die Zuhörinnen und Zuhörer die eine Stimme gehört Seleukides. Er ist ein Mensch, der sich für das Christentum interessiert und Fragen hat. Aristos, ein Soldat und Zeitzeuge der dramatischen Ereignisse um die Verhaftung Jesu, kann viele davon beantworten. Er war unmittelbar beteiligt nicht als Täter, aber als Zuschauer. Er hat gesehen, wie man Jesus Christus verhöhnt und verspottet, ihm ins Gesicht schlägt und schließlich schuldig spricht. Er hat mit angehört, wie der römische Statthalter von Palästina, Pontius Pilatus, ihn zunächst freilassen will. Doch als der Mob immer eindringlicher die Todesstrafe fordert, knickt auch er ein und fällt das Urteil.
Zwischen den Dialogen gab es Musik: ein kleiner, junger Chor aus dem Kirchenbezirk Detmold sang Passionslieder. Die jungen Sängerinnen und Sänger übertrugen eine feinfühlige, stille Emotion, der sich wohl niemand im Kirchenschiff entziehen konnte. Nach knapp einer Stunde gingen alle still nach Hause, der Applaus für diese gekonnte Aufführung fand im Herzen statt.