Heepen-Kammerratsheide/Bielefeld. Seit vielen Jahren verändert sich die Gemeindelandschaft der Neuapostolischen Kirche in Bielefeld. Am Sonntag, 10. April, wird Apostel Stefan Pöschel den Gemeindestandort Heepen-Kammerratsheide im Gottesdienst auflösen.
Hintergrund: Die Gemeinde wird zusehends kleiner, es gibt derzeit noch 73 aktive Geschwister, von denen mehr als 50 Prozent der Altersgruppe über 70 Jahren angehören. Viele von ihnen können jedoch aufgrund Krankheit und Alter die Gottesdienste nicht mehr besuchen. Die Amtsbrüder der Gemeinde haben mit einer Ausnahme alle das 60. Lebensjahr vollendet. "Wir planen daher schon seit mehreren Jahren, den Gemeindestandort aufzugeben", sagt Priester Rainer Druffel, seit elf Jahren Vorsteher der Gemeinde.
Die NAK-Redaktion hat mit dem 64-Jährigen ein Interview geführt.
Lieber Priester Rainer Druffel, als Leiter der Kirchengemeinde beschäftigst du dich seit einigen Monaten mit der Aufgabe des Gemeindestandortes. Warum soll Heepen-Kammerratsheide aufgegeben werden?
Rainer Druffel: Die Gemeinde ist überaltert. Aktive Geschwister jünger als 30 gibt es bei uns nicht mehr. An Sonntagen waren vor der Corona-Pandemie durchschnittlich 48 Gottesdienstbesucher in der Gemeinde. Unser Gebäude kann zwar 238 Besucher aufnehmen, doch damit sind sonntags nur etwa 20 Prozent der Plätze besetzt. Das ist auch im Gemeindevergleich sehr wenig und hat ebenso Auswirkungen auf wirtschaftliche Überlegungen.
Wie haben deine Mitgeschwister die Mitteilung, die inform eines Briefes des Bezirks Bielefeld vom Bezirksältesten Martin Gehrke vorgelesen wurde, aufgenommen?
Mit Hoffen und Bangen. Einige waren enttäuscht, teilweise schockiert. Sie hatten gehofft, dass es mit der Entwicklung der Gemeinde positiver werden würde. Und natürlich hat dieser Brief viele Gefühle und Empfindungen ausgelöst.
Was werden die Geschwister machen? Wohin gehen sie, wenn Heepen-Kammerratsheide zumacht? Und was machst du als Vorsteher der Gemeinde, wohin führt dein Weg?
Die Geschwister werden sich dann auf die umliegenden Gemeinden des Bezirks verteilen. Drei Priester werden in den Ruhestand versetzt, unter anderem ich. Meine Frau und ich werden in die Gemeinde Herford-Mitte gehen.
Was wird aus dem Gebäude, wenn es leer ist? Bleibt es noch im Eigentum der Neuapostolischen Kirche West oder gibt es schon andere Interessenten?
Unsere Kirche hat ein Interesse zur weiteren Nutzung als Hostienbäckerei. Wir haben in Kammerratsheide einen großen Parkplatz, wo Lkw beim Be- und Entladen bequem ans Gebäude fahren können. Das wird in Dortmund noch geprüft. Von anderen Interessenten weiß ich nichts.
Die Gemeinde kann auf eine lange neuapostolische Geschichte zurückblicken. Am 10. April wird Apostel Pöschel die Profanierung vornehmen. Welche Gefühle durchziehen deine Seele bei diesem Gedanken?
Im Januar 2023 wäre unsere Gemeinde 100 Jahre alt geworden. Das ist eine lange Geschichte. Wir haben Blütezeiten erlebt bei vollem Wachstum und mit großer Lebendigkeit. Es sind zwei Gemeinden aus Kammeratsheide hervorgegangen. Aber wir gehen jetzt auf schwierigen Pfaden und werden uns sicherlich, dafür bete ich auch, in den "neuen" Gemeinden gut einleben. Das ist für unsere jüngeren Geschwister sicherlich einfacher als für unsere Senioren. Doch wir sollten jetzt nach vorne schauen. Natürlich bin ich auch ein wenig traurig, dass ich als Letzter den Schlüssel umdrehen werde. Schließlich bin ich auch aus dieser Gemeinde hervorgegangen.
Profanierung
Profanierung oder Profanation ist die Entweihung oder Entwürdigung eines sakralen Gegenstandes, wie ein Kirchengebäude. Am häufigsten wird bei sakralen Gebäuden, wie Kirchen, Moscheen, Synagogen und Tempeln, von Profanierung gesprochen.
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