Bielefeld. In einem Festgottesdienst hat der Kirchenpräsident der Gebietskirche Westdeutschland, Bezirksapostel Rainer Storck, am Sonntag, 5. Mai 2019, die Feierlichkeiten zur 150-Jahr-Feier der NAK Bielefeld beendet. Er würdigte in der Oetkerhalle die Anstrengungen und Mühen des Kirchenbezirks, die mit dem Jubiläum verbunden waren.
"Ich danke sehr allen Verantwortlichen, die mit ihren Beiträgen zum Gelingen dieses Jubiläums beigetragen haben", sagte der Bezirksapostel in der geschmückten Festhalle, in der sich die Gläubigen des Kirchenbezirks Bielefeld mit Ehrengästen versammelt haben. Der Kirchenpräsident stellte aber auch die Frage: "Was bleibt denn nun?" Die Antwort kam schnell. "Die Begeisterung soll bleiben. Nehmt den Schwung für die kommende Zeit mit. Das soll eure künftige Grundstimmung sein."
Verena Küpperbusch aus der Gemeinde Bielefeld-Mitte wurde vom Bezirksapostel gebeten, für die Gläubigen die historische Entwicklung der NAK Bielefeld seit Entstehung zusammenzufassen.
Der Blick in die Historie
Die ersten Gottesdienste im Raum Bielefeld wurden von Friedrich Wilhelm Menkhoff gehalten, der später als Apostel diente. Er fand in Bielefeld „Am Gadderbaum“ eine Wohnung. 1869 konnte in Bielefeld, Am Sparrenberg 2, ein Kirchenlokal angemietet werden. Es war das erste Kirchenlokal der Neuapostolischen Kirche in Nordrhein-Westfalen. Schon nach kurzer Zeit fanden die Gottesdienste in einer neuen Versammlungsstätte „Am Sparrenberg 12“ statt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Gebäude vollständig zerstört.
Weitgehend unbekannt ist, dass der Raum Bielefeld auch die Wiege der Neuapostolischen Kirche in Westfalen war, einer traditionell protestantisch geprägten Region. Für die spätere Neuapostolische Kirche, war eine lokale Erweckungsbewegung des frühen 19. Jahrhunderts – die sogenannte Ravensberger Erweckung, die eng mit dem Namen des Pastors Johann Heinrich Volkening verknüpft ist – mit von Bedeutung. Einer seiner Konfirmandenschüler war Friedrich Wilhelm Menkhoff.
Ab 1868 entstand aus dem evangelischen „Queller Missionsverein, der Menkhoff zuvor schon in den Niederlanden unterstützt hatte, die erste „apostolische Gemeinde neuer Ordnung“ in Westfalen. Diese Gemeinde Bielefeld hatte seit 1869 zwei Gottesdienstorte, einen in Steinhagen bei der Familie Niehaus und einen weiteren im Haus des Apostels Menkhoff am Sparrenberg in Bielefeld.
Friedrich Wilhelm Menkhoff
Am 2. Februar 1826 wurde in Mantershagen, Kreis Wallenbrück in Westfalen Friedrich Wilhelm Menkhoff geboren. Er wuchs in einem evangelischen, gottesfürchtigen Elternhaus auf. Seit frühester Jugend war es sein Wunsch, Gott dienen zu können. So ließ er sich in Duisburg zum Diakon ausbilden.1852 wurde er von der Diakonenanstalt zu Duisburg nach Holland gesandt. Dort sollte er den „armen deutschen Hollandgängern“ das Evangelium nahebringen. „Hollandgänger“ waren deutsche Wanderarbeiter, die in Holland als Tagelöhner in der Landwirtschaft oder zum Torfstechen beschäftigt wurden.
Einige Zeit später trennte sich Menkhoff von dem Diakoniehaus Duisburg und schloss sich dem niederländischen Pfarrer und Missionar Jan de Liefde an. Er wurde Prediger der freien evangelischen Gemeinde zu Ouderkerk bei Amsterdam. 1859 heiratete er Aukje (Auguste) Smeding. Es wurden ihnen sechs Kinder geboren. Menkhoff reiste jedes Jahr von Holland zurück nach Westfalen, um Verwandte zu besuchen. Menkhoff kam oft nach Steinhagen und hielt dort Gottesdienste, weil der dortige evangelische Pfarrer Menkhoffs Anwesenheit nutzte, um zur Kur zu fahren. Er war auch ein gern gesehener Prediger bei den Jahresfesten des Queller Missionsvereins.
Gottes Werk wird gegründet
Am 14. Juni 1867 erhielt er von Apostel Schwarz den Auftrag, in seiner Heimat Westfalen das Werk Gottes zu gründen. Er soll dort in der ersten Zeit bei einem seiner Brüder in Steinhagen gewohnt haben.
Menkhoff predigte zuerst den Mitgliedern des Queller Misssionsvereins und anderen gläubigen Menschen in Steinhagen und Quelle. 1867 kam es zum Bruch und Menkhoff gab seine Stellung in der freien evangelischen Kirche auf. Da er apostolisches Gedankengut in seine Predigten einfließen ließ, trennte sich der Verein von ihm und die Versammlungsstätte auf dem Hof Niewöhner, in der er bislang gepredigt hatte, wurde ihm versagt. Hermann Christoph Niehaus, der zweitälteste Sohn des Ehepaares Niehaus und späterer Stammapostel, überredete seinen Vater, Menkhoff den elterlichen Hof für künftige Versammlungen zur Verfügung zu stellen.
Menkhoff soll auch einige Zeit Unterkunft mit seiner Familie auf dem Niehausschen Hof gefunden haben. Wie armselig auch diese Wohnverhältnisse waren, geht daraus hervor, dass in zwei Kotten dieser Art fünf Familien mit sieben Erwachsenen und 25 Kindern wohnten und dazu wurde noch ein Raum für die Gottesdienste bereit gestellt. Dieser Raum hatte 30 bis 40 Sitzplätze. Amtsbrüder der kleinen Gemeinde waren der Gemeindeälteste Heinrich August Niehaus und der Hirte Johann Heinrich Diekmann. Sein Sohn Johann Heinrich Wilhelm war der erste Vorsteher von Quelle. Der Queller Missionsverein löste sich schon kurze Zeit später auf. Zu dieser Zeit war auch das Ehepaar Niehaus noch Mitglied der evangelischen Landeskirche.
Evangelist Menkhoff wird Bischof
Als Apostel Schwarz im Sommer 1869 zum zweiten Mal von Holland nach Westfalen kam, konnten in Bielefeld in einem Gottesdienst etwa 100 Seelen der neuen Gemeinde hinzugefügt und „versiegelt“ werden. Evangelist Menkhoff empfing das Bischofsamt und Hermann Christoph wurde zum Evangelisten ordiniert. Am 19. Mai 1872 wurde Menkhoff in Holland zum Apostel für Westfalen ausgesondert und Hermann Christoph Niehaus zum Ältesten ordiniert. Apostel Menkhoff wirkte noch viele Jahre als Apostel bis zu seinem Tod am 21. Juni 1895. Hermann Niehaus wurde sein Nachfolger und hatte die Leitung der Kirche von 1905 bis 1932 als Stammapostel der Neuapostolischen Kirche inne.
Die Gemeinde Bielefeld wuchs, und es mussten immer größere Räume angemietet werden. Die Gläubigen versammelten sich Sonntagsmorgen in der jeweiligen Versammlungsstätte in Bielefeld. Auch die Queller und Steinhagener Mitglieder wanderten über den Berg nach Bielefeld. Erika Franke, eine Enkelin des Stammapostel Niehaus erinnert sich an diese Zeit: "Sonntagsmorgens fuhren die Erwachsenen um 7.20 Uhr vom Queller Bahnhof mit dem Zug nach Bielefeld. Vom Bahnhof ging es dann zu der jeweiligen Versammlungsstätte zum Gottesdienst. Der Rückweg verlief genauso, nur entgegengesetzt. Manche Geschwister machten aber auch beide Wege zu Fuß über den Berg. Sie konnten sich das Fahrgeld nicht leisten. Die Kinder blieben zu Haus. Die größeren Kinder mussten auf sie aufpassen oder ein Elternteil blieb bei ihnen. Nachmittags ging es dann zur „Stunde“, so wurden die Versammlungen im Hause Niehaus genannt."
Zwei Standorte
Beide Standorte erhielten in der Folge unterschiedliche, stets größere Versammlungslokale. In Steinhagen wurde 1906 im neuerbauten Haus des Stammapostels Niehaus ein Gottesdienstraum eingerichtet. 1929 wurde neben diesem Haus eine eigene Kirche errichtet. Zum Einweihungsgottesdienst am 28.6. waren alle europäischen Apostel und auch Apostel Schlapphoff aus Südafrika anwesend. Erst in diesem Jahr wurde auch die Gemeinde Quelle/Steinhagen formal unabhängig und von der Gemeinde Bielefeld-Mitte getrennt. Nach mehreren Umbauten wurde Anfang der 1980er Jahre ein Kirchenneubau beschlossen, der sich ebenfalls im direkten Umfeld des ehemaligen Wohnhauses von Stammapostel Niehaus befindet. An das Kirchengebäude selbst ist ein größerer Seminarraum angeschlossen, der für die Jugendseminare genutzt wird.
Die Gemeinde am Bielefelder Standort erbaute 1902 ein Gemeindelokal in der Große-Kurfürsten-Straße Nr. 91. Schon wenige Jahre später war das Gebäude zu klein, so dass 1920 ein ehemaliges Tanzlokal in der Große-Kurfürsten-Straße 57 bezogen wurde. Im Jahr 1980 zieht die Gemeinde in eine neuerbaute Kirche in der Bismarckstraße um. Im Nachbargebäude befand sich über Jahrzehnte das Bielefelder Büro der Verwaltung der NAK NRW. Das vorherige Kirchengebäude Große-Kurfürsten-Straße 57 wurde bis vor einigen Jahren als „Mensa“ im Rahmen der Seminarveranstaltungen in Quelle/Steinhagen genutzt. Von beiden Gemeinden gingen zahlreiche Gemeindegründungen aus. Seit den 1930er Jahren befindet sich auch die Hostienbäckerei der Neuapostolischen Kirche in Bielefeld, seit 1990 am jetzigen Standort in Bielefeld-Kammerratsheide.
Dein Glaube hat dir geholfen
Der Bezirksapostel legte dem Gottesdienst das Bibelwort aus Lukas 8 aus dem 48 Vers zugrunde: "Dein Glaube hat dir geholfen. Geh hin in Frieden!"
"Das Motto des Jubiläumsjahres 'Gott begegnen - Gemeinschaft erleben' hat mich zu diesem Bibelwort geführt", sagte der Bezirksapostel. Als Jesus von einer kranken Frau angerüht wurde, hat er gesagt: "Eine Kraft ist von mir ausgegangen." Als Jesus diese Frau ansprach, sagte er: "Dein Glaube hat dir geholfen."
"Gott lässt sich auch erfahren in den Gottesdiensten, in den Begegnungen mit Jesus. Dann hilft uns unser Glauben auch in unseren persönlichen Rückschlägen und Niederlagen", ergänzte der Bezirksapostel. "Wir erleben diese Gemeinschaft im Glauben und gehen dann hin in Frieden. Das ist so wichtig", appellierte der Bezirksapostel an die Gläubigen. So würden auch wir alle zu Friedensstiftern.
In weiteren Predigtbeiträgen vertieften der Bezirksälteste des Bezirks Bielefeld, Martin Gehrke, sowie der zuständige Bischof Peter Johanning, die Gedanken des Bezirksapostels.
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