Bielefeld-Süd/Herford. Das Unfassbare greifbar machen bedeutet, dem Geschehen in Betlehem die Würde des Geheimnisses zu lassen und sich als Betrachter der Krippe in einer Haltung der staunenden Distanz zu freuen. Diese Betrachtung von Weihnachten stand thematisch-musikalisch im Zentrum der zwei Konzerte des Kammerchores der Neuapostolischen Kirche Ostwestfalen Lippe.
Ist Distanz in den Hochphasen der Pandemie leider Selbstverständlichkeit gewesen, so empfing der Kammerchor seine Zuhörer am 10. Dezember in der Kirche in Bielefeld-Süd und am 11. Dezember in der Kirche in Herford persönlich und mit viel Singfreude, um ein außergewöhnliches Konzertprogramm zu präsentieren. So wurde beispielsweise von üblichen Bibellesungen Abstand genommen und die musikalischen Blöcke „Erwartung“, „Geheimnis“ und „Freude“ durch hinleitende Moderationen von Nina Ulfers vorbereitet. Die Leitung hatte Roland Scholz.
Erwartung
Nach dem einleitenden Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (Felix Mendelssohn Bartholdy) stand die Ankündigung der Geburt Jesu im Zentrum der weiteren Vorträge. Diese Ankündigung geschah nicht nur durch die Propheten, sondern fand ihren Ausdruck auch in Wallfahrtsliedern wie „Maria durch ein Dornwald ging“. Die gebenedeite Jungfrau Maria trägt den ungeborenen Retter der Welt durch den Dornenwald, das Symbol für den Tod. In der Interpretation des Satzes von Stefan Claas entschied sich der Kammerchor überzeugend für die freudige, im forte vorgetragene Bekundung „kyrie eleison“. Jesus ist nicht nur Retter der Welt, sondern das Zentrum des Geheimnisses. Die zeitgenössische Komposition „O nata lux“ von Morten Lauridsen zeugt davon, dass dieses Geheimnis nicht verstanden werden kann, sondern einzig Annäherung bleiben soll.
Geheimnis
Die dissonanten Klänge setzten sich im Hauptwerk des Abends, das sich auch im Titel des Konzerts findet, fort: O magnum mysterium. Es war nicht das Anliegen des Kammerchores, das Geheimnis zu lüften, sondern durch seine Vorträge das Geheimnis inniger zu gestalten und beim Zuhörer eine Liebe zum Geheimnis der Menschwerdung Gottes zu wecken. Der fast im Nichts verhallende Vortrag des Werks von Morten Lauridsen unterstrich diese Haltung. Jeder Sänger hielt sich zurück, seiner Stimme den Vorrang einräumen zu wollen, so dass dieses Werk seinem Anspruch voll und ganz gerecht wurde.
Die Vorträge des zweiten Blocks schafften es ferner, dass insbesondere die deutschen Texte „Im Dunkeln“ (Erhard Mauersberg), „In der Christnacht“ (Max Bruch) und „O Bethlehem du kleine Stadt“ (R.V. Williams) den Zuhörer auf die Reise in eigene Vorstellungswelten mitnahmen und so eine stille Weihnachtsfreude einziehen konnte.
Freude
Dieser Weihnachtsfreude verlieh der Kammerchor auf zweierlei Arten Ausdruck: Zum einen als innere Freude in dem Vortrag „Still, still, still“ (P. Leadger). Hier stellten die Sängerinnen und Sänger neben gemeinsamer Klanggestaltung durch die Aufteilung in jeweilige unisono Frauen- und Männerchöre auch ihre klangliche und stimmliche Einheit unter Beweis. Zum anderen ebenfalls in dieser Stimmkonstellation unter eindrucksvoller Orgelbegleitung durch Benjamin Falk im Stück „In the bleak midwinter“ (M. Wilberg).
Sich über das Geheimnis der Menschwerdung Gottes zu freuen bedeutet auch, sich das Geschehen der Krippe zu vergegenwärtigen – der Kammerchor ließ dazu hörbar musikalisch die Glocken läuten und hatte sichtlich Freude bei ihren Vorträgen. Rhythmische Präzision war gefragt bei den Vorträgen der bekannten John Rutter-Lieder „In dulci jubilo“ und „Deck the Hall“. Die Zuhörerinnen und Zuhörer honorierten dies mit einem Zwischenapplaus.
Gemeinsame Freude ist die Schönste: So stimmten alle Zuhörerinnen und Zuhörer abschließend in die Anbetung ein und sangen den Choral „Herbei, o ihr Gläubigen.“ Benjamin Falks Orgelregistrierung machte die weihnachtliche Festtagsstimmung perfekt, so dass jeder und jede seiner Freude Ausdruck verleihen konnte: „O lasset uns anbeten den König“.
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