Ein Interview mit dem Bezirksältesten i. R. Hasso Mielke über seine aktive Zeit als Seelsorger und wie er seinen Ruhestand und seinen Glauben in der Coronakrise lebt.
Lieber Bezirksältester, wie lange waren Sie insgesamt als Seelsorger und davon als Bezirksältester im Kirchenbezirk Detmold tätig?
Insgesamt war ich 34 Jahre als Seelsorger im Bezirk Detmold tätig. 2001 wurde ich zum Bezirksältesten ordiniert. In dieser Aufgabe betreute ich den Bezirk Detmold 11 Jahre. Ferner war ich etwa zwanzigmal auf Missionsreisen in den fernen Osten Russlands, unter anderem nach Magadan am Ochotskischem Meer, Jakutsk in Jakutien und Irkutsk am Baikalsee.
Während Ihrer Tätigkeit als Seelsorger waren Sie viel unterwegs und haben viel erlebt. Welches Erlebnis war für Sie besonders prägend?
Besonders prägend war für mich natürlich die Reisetätigkeit. Das war für mich etwas ganz Neues. Ich hatte Umgang mit eigentlich fremden Menschen, die auf einmal sehr vertraut waren. Es gab Sprachschwierigkeiten, denn wir konnten kein Russisch und Englisch verstand dort keiner. Sich dann dort durchzuschlagen war immer eine besondere Herausforderung. Manchmal mussten wir innerhalb des Landes fliegen mit teilweise sehr kleinen Maschinen. Dann kommen die extremen Temperaturen dazu. Im Sommer sind es dort locker +45°C und im Winter bis zu -60°C, das kann man sich fast gar nicht vorstellen. Wenn es dann so kalt wird, kommt sehr schnell Nebel auf, der sich nicht so schnell wieder auflöst. Und das war mein Problem. Zu diesem Zeitpunkt besuchte ich das kleine Bergarbeiterdorf Sangar wo man nur mit einem Flugzeug hinkommt. Nun musste ich wegen des Nebels dort ein paar Tage ausharren. Schließlich konnte ich mit einem Hubschrauber nach Jakutsk zurück fliegen. Der Hubschrauber flog sehr tief und tastete sich an der Lena, einem der längsten Flüsse in Russland, entlang zurück nach Jakutsk. Das habe ich nicht vergessen.
Was war damals bzw. ist für Sie heute hilfreich in schwierigen Zeiten/Glaubenskrisen?
Ich habe die Möglichkeit im Gottesdienst nach Antworten zu suchen und mit Seelsorgern zu sprechen und sie darum zu bitten an mich zu denken und für mich zu beten. Das gibt viel Beruhigung. Ein ganz profanes Beispiel: Als ich die erste Missionsreise antrat, hatte ich noch sehr viel Angst vor dem Fliegen. Nun war es ein ziemliches Abenteuer mit einer alten Iljuschin (Verkehrsflugzeug der Sowjetunion) zu fliegen. Die Sitze waren durchgesessen und zerschlissen, beim Einsteigen in das Flugzeug konnte man beobachten, dass Gummiteile im Reifen fehlten, da musste man schon viel Mut haben da einzusteigen. Es war für mich eine ganz große Beruhigung zu wissen, mein Vorsteher betet für mich.
Das Wort Ruhestand drückt die Begriffe "Ruhe" und "Stand" aus. Wann traten Sie in den Ruhestand?
Am 22. Januar 2012 wurde ich in der Lipperlandhalle in Lemgo durch Bezirksapostel Armin Brinkmann in den Ruhestand verabschiedet.
Wie war das damals für Sie und welche Gefühle hatten Sie dabei?
Die seelsorgerische Tätigkeit übte ich nebenher ehrenamtlich aus. Ich war immer voll berufstätig und leitete auch nach der Inruhesetzung noch einige Jahre mein eigenes Unternehmen weiter. Es gab also immer viel zu tun, weshalb ich die Inruhesetzung als Entlastung empfunden habe.
Wie verbringen Sie heute Ihren Ruhestand?
Vor der Corona-Pandemie sind wir viel gereist, was natürlich jetzt nicht mehr geht. Aus gesundheitlichen Gründen muss ich mich im Moment sehr vorsehen, was wohl auch ohne Pandemie so gekommen wäre. Ich hatte in der letzten Zeit doch so einige gesundheitlich bedingte Baustellen.
Herausragendes Thema ist aktuell die Corona-Pandemie. Präsenzgottesdienste wurden zunächst abgesagt, schließlich wurden Videogottesdienste (allerdings ohne Abendmahl) angeboten. Jetzt sind Präsenzgottesdienste, gezeichnet von besonderen Hygienemaßnahmen, wieder möglich - Sie haben diese Vorgänge miterlebt. Was ging da in Ihnen vor?
Ich war froh, als seinerzeit die Kirche so schnell reagiert und entsprechende Maßnahmen eingeleitet hat. Was immer fehlt ist natürlich die Gemeinschaft und in der Anfangsphase das fehlende Heilige Abendmahl. Das nahmen wir dann so hin. Im Moment nutzen meine Frau und ich die Videogottesdienste im Internet. Wir freuen uns, wenn wir einen Gottesdienst mit dem Stammapostel oder Bezirksapostel erleben dürfen.
Wie gehen Sie ganz persönlich mit der aktuellen Coronakrise um?
Generell bleiben wir zuhause und gehen nur aus dem Haus, wenn es nicht anders geht.
Was wünschen Sie dem Kirchenbezirk Detmold für die Zukunft?
In meiner aktiven Amtszeit als Bezirksvorsteher hätte ich mir mehr Wachstum im Bezirk durch mehr Gläubige gewünscht. Aber Wachstum ist in jedem Fall möglich. Ich wünsche den Glaubensgeschwistern im Kirchenbezirk Detmold Wachstum im Glauben, in der Freude, in der Hoffnung, in der Liebe zu Gott und in der Liebe zum Nächsten. Es gibt da genug Möglichkeiten, sodass man nicht so traurig sein muss, wenn sich ein personelles Wachstum in der heutigen Zeit nicht einstellt.
Ich wünsche den Geschwistern im Bezirk Detmold ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest in Frieden und Freude und für das neue Jahr 2021 viel Gesundheit, Kraft, Mut und neue Perspektiven für den Glauben und die Gemeinschaft.
Ich danke Ihnen sehr für Ihre freundliche Unterstützung und Beantwortung meiner Fragen zu diesem Interview!
Interview im Dezember 2020
Zur Person
Bezirksältester i. R. Hasso Mielke wurde am 7. Dezember 1946 in Hochdonn (Schleswig-Holstein) geboren. Er trat mit 28 Jahren in die Neuapostolische Kirche ein und wurde durch den damaligen Apostel Hermann Engelauf versiegelt. Die Gottesdienste besuchte Hasso Mielke in Extertal. Er absolvierte eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechaniker und legte schließlich seine Meisterprüfung ab. Letztlich war er mit einer eigenen Autowerkstatt selbständig. Hasso Mielke ist verheiratet und hat zwei Kinder.
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